Während Jahrhunderten war die Landwirtschaft der Grundpfeiler der Puschlaver Wirtschaft. Die Einwohner waren Bauern und lebten fast vollständig als Selbstversorger. Das Museo Poschiavino erzählt die Geschichte der ländlichen Kultur neu.
Dauerausstellung – 2015 eröffnet
Die neue Dauerausstellung des Museo Poschiavino zeigt die Tradition der Ernährung und der Landwirtschaft im Tal. Die Ausstellung präsentiert auch wertvolle Sammlungen des Museums, insbesondere die Gegenstände, welche Romerio Zala in den Sechzigerjahren gesammelt hat und welche rund die Hälfte der Ausstellungsobjekte ausmachen. Die Mehrheit dieser über 800 Gegenstände waren bereits im Erdgeschoss des Palazzo de Bassus-Mengotti ausgestellt. Nun wurde ihre Anzahl verkleinert, ohne dabei auf die enzyklopädische Bedeutung der Ausstellung zu verzichten. Die verschiedenen Themen wurden in unterschiedliche Bereiche eingeteilt und haben dank einer neuen Inszenierung mehr Gewicht erhalten. Eine Reihe von Infoblättern – insgesamt rund 20 Seiten Text, der auf kleine Häppchen aufgeteilt wurde – erlauben einen vertieften Einblick und somit ein besseres Verständnis der verschiedenen Themen. Das Gebiet, die Arbeit, die Produkte und das Wissen aus vergangen Tagen erwachen so in den Räumen des Museums zu neuem Leben.
Ein Gemeinschaftswerk
Das Projekt ist ein Gemeinschaftswerk, an dem nicht nur die freiwilligen Mitarbeiter des Museums mitgewirkt haben. Die Inszenierung und Einrichtung stammt von der Mailänder Architektin Fulvia Premoli, welche in diesem Bereich über langjährige Erfahrung verfügt. Die Schreiner- und Elektrikerarbeiten wurden von zwei lokalen Unternehmen ausgeführt. Auch die Inhalte, Übersetzungen und Grafiken wurden von Mitarbeitern aus dem Tal erarbeitet. In Zusammenarbeit mit der Onlinezeitung «Il Bernina» wurden Porträts von acht Personen erstellt, die heute im Tal Lebensmittel produzieren; ein Beitrag der zeigt, wie die Tradition sich entwickelt und weiterlebt. Der speziellste Ausstellungsgegenstand ist die «Sclenzula», ein mit Heu beladener Schlitten. Jemanden zu finden, der noch weiss, wie man das Heu mit der «Sclenzula» richtig zusammenbindet, war nicht einfach; Giovanni Lardelli ist es aber gelungen, eine Gruppe von Personen zu finden, die dieser antiken Kunst noch mächtig sind. Des Weiteren finden sich auch spielerische Objekte, die für die Ausstellung von Françoise Compagnoni und dem örtlichen «Circolo della Maglia», der Strickgruppe, geschaffen wurden.
In Zusammenarbeit mit dem Museo di Tirano wurde ausserdem eine Videoinstallation realisiert, die das Gebiet im Verlauf der Jahreszeiten zeigt. Autoren der Filme, die bis zum Herbst vervollständigt werden, sind Luca Boriani und Sabrina Basilico. Diese heutigen Filme werden durch die historischen Aufnahmen von Plinio Tognina ergänzt, die Einblick in die landwirtschaftlichen Tätigkeiten der Sechzigerjahre geben.
Näher am Publikum
Die Ausstellung in den beiden Räumen im Erdgeschoss des Palazzo de Bassus-Mengotti ist aber nicht die einzige Neuerung im Museo Poschiavino: Auch die «Curt», die Eingangshalle wurde vollständig erneuert, womit das Museum nun über einen neuen und zeitgemässen Empfang verfügt. Grund für den Paradigmenwechsel in der Ausstellung ist der Übergang von einer Generation zur anderen: Die Mehrheit der Besucher, auch derjenigen aus dem Tal, kennt heute die traditionellen Gegenstände und ihre Bedeutung nicht mehr. Die neuen Generationen haben auch einen anderen Bezug zu Filmen und digitalen Ausstellungselementen. Deshalb wurde in der neuen Ausstellung viel Wert darauf gelegt, wie die Inhalte vermittelt werden: Mit Illustrationen, Videoposten und Texten werden Vorgänge, Zutaten und örtliche Besonderheiten der Kultur der Vergangenheit den Besuchern der Gegenwart zugänglich gemacht.
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